apotheken securpharm code DenPhaMedsecurPharm in Apotheken

Mehr Arzneimittelsicherheit, zusätzliche Risiken

Zwischen 2013 und 2018 wurden in Deutschland immer wieder gestohlene Krebsmedikamente, die zumindest teilweise auch noch falsch gelagert wurden, an Patienten abgegeben. Der in Medien auch gelegentlich „Lunapharm-Affäre“ genannte Arzneimittelskandal hat kurz vor der Einführung von securPharm im Februar 2019 noch einmal gezeigt, wie wichtig eine Verbesserung der Arzneimittelsicherheit ist.

Ob securPharm hält, was man sich davon verspricht, ist zwar nicht ausgemacht, doch für Apotheken ist die Teilnahme an securPharm Pflicht. Die Echtheitsüberprüfung von Arzneimitteln basiert bei securPharm auf zwei Elementen. Zum einen gibt es Data-Matrix-Codes, die als individuelle Erkennungsmerkmale dienen. Ergänzt wird dies zum anderen durch einen Erstöffnungsschutz, der Manipulationen von Rx-Packungen verhindern soll.

apotheken cyber risiken securpharm pragraph DenPhaMedNeben einer für jede Packung individuellen Seriennummer enthält der neue Code auch das Verfallsdatum. Bei jeder Abgabe wird auf dem Server der Netzgesellschaft Deutscher Apotheker mbH (NGDA) die Echtheit der Seriennummer abgefragt und dort dann entsprechend „ausgebucht“. Das Verfahren setzt eine funktionierende und stabile Internetverbindung voraus, gerade in ländlichen Regionen ist das keine Selbstverständlichkeit. Inwieweit die Datenverbindung auch vor Hackerangriffen geschützt ist, obliegt der Sorgfalt eines jeden Anwenders. Es ist hier darauf hinzuweisen, dass das ab dem 25.05.2018 vorzuhaltende Informationssicherheitsmanagement-System der EU-DSGVO entsprechend angepasst sein sollte. Gründer, sollten nicht vergessen, sich mit dem Hersteller ihres Warenwirtschaftssystems in Verbindung zu setzen, um sicherzustellen, dass Hard- und Software für die Nutzung von SecurPharm geeignet ist.

Zusätzliche Belastung des Arbeitsalltags

Erste Erhebungen nach der Einführung von securPharm, die die Berliner Apothekenkammer im Herbst 2019 in der Bundeshauptstadt durchführte, haben ergeben, dass 75 Prozent der Befragten negative Auswirkungen auf den Arbeitsalltag festgestellt haben. 31 Prozent sehen sogar eine massive Verschlechterung. Demgegenüber meinten nur zwei Prozent, dass mit SecurPharm der Alltag eine Verbesserung erfahren habe. Hauptkritikpunkt der Befragten ist der gestiegene Aufwand in Apotheken. So gaben 87 Prozent der Befragten an, dass sich Arbeitsabläufe seit der Einführung von securPharm verlangsamt haben. Eine eindeutige Verbesserung hat securPharm aus Sicht der Befragten allerdings auch gebracht: Das im Code enthaltene Verfallsdatum wird von 80 Prozent der Personen genutzt, die an der Umfrage teilgenommen haben. Sie sparen sich so die manuelle Eingabe des Verfalldatums.

Dass auch securPharm keine hundertprozentige Sicherheit bieten kann, zeigte ein tragischer Zwischenfall in Köln ebenfalls im Herbst 2019. Eine schwangere Frau starb, nachdem sie ein Glukosepräparat aus einer Apotheke eingenommen hatte. Das Präparat sollte eigentlich dazu dienen, bei der Schwangeren ein Zuckertest durchzuführen. Es handelte sich also um ein alltägliches Präparat, von dem keine Gefahr ausgehen sollte. Drei Apotheken wurden nach dem Unglücksfall geschlossen. Die Polizei ermittelte.

securPharm setzt EU-Richtlinie um

Das Sicherheitssystem securPharm wurde als Umsetzung EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen entwickelt und ging in Deutschland bereits 2013 in die Testphase. 2017 waren etwa 400 Apotheken, fünf Softwarehäuser sowie ungefähr 160 pharmazeutische Unternehmen mit 1900 Produkten und ein Großhändler an dem Testbetrieb beteiligt. Im November 2017 hat die ABDA dann ihre Mitglieder aufgefordert, Apotheken über die Einführung von securPharm zu informieren.

Im September 2018 waren mit 291 Pharmaunternehmen gut drei Viertel aller betroffenen Hersteller sowie 388 pharmazeutische Großhandlungen beteiligt. Dazu hatten sich 12.783 der knapp 20.000 Apotheken in Deutschland bei securPharm registriert. Seit Februar 2019 ist die Echtheitsüberprüfung von Medikamenten scharf geschaltet.

Fragen an den Versicherungsschutz

apotheken cyber risiken securpharm wuerfel gefallen DenPhaMedNicht übersehen werden sollte von Apothekern und Apothekerinnen, dass mit der Einführung von securPharm zusätzliche Versicherungsrisiken aufgekommen sind, die von einem Experten abgeklärt werden sollten. Hier stellen sich unter anderem folgende Fragen:

  • Sind die Geräte zur Identifizierung und Verifikation von Medikamenten bei Beschädigungen abgesichert?
  • Welche Auswirkungen haben die Sicherheitsprozeduren auf den Datenschutz und was bedeutet die EU-Datenschutz-Grundverordnung für die securPharm-Prozedur?
  • Sind Betriebsunterbrechungen aufgrund eines Ausfalls der securPharm-Infrastruktur versichert?
  • Wo liegen die Verantwortlichkeiten, wenn trotz aller Vorsichtsmaßregeln falsche Medikamente ausgegeben werden?
  • Und was sehen Haftpflichtversicherungen bei solchen Szenarien vor? 

Sie wollen Ihre Apotheke auf etwaige Versicherungsrisiken überprüfen lassen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Ihre Anfrage zum Thema securPharm 

securPharm und Apothekengründungen

Gründer und Gründerinnen, die eine neue Apotheke aufmachen oder eine bestehende übernehmen, müssen selbstverständlich auch an dem Sicherheitsprogramm teilnehmen. Dazu ist es nötig, sich dem Verein securPharm e. V. anzuschließen. Dies geschieht über den Betreiber des Apothekensystems NGDA – Netzgesellschaft deutscher Apotheker mbH. Bei der NGDA können sich Apotheken registrieren lassen, um einen N-Ident-Zugang für securPharm zu erhalten. securPharm wird von acht Partnern getragen – darunter ABDA, Avoxa und der Bundesverband der Arzneimittelhersteller. Zweifelsohne sollten auch alle Pharmazeuten und Pharmazeutinnen, die sich selbstständig machen, darauf achten, dass der gewählte Versicherungsschutz die oben genannten Risiken, die aus dem Gebrauch der technischen Geräte und den Verfahren erwachsen, absichert.

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